„Lernen ist gesünder als Patient zu sein“.
(Moshé Feldenkrais. / Die Entdeckung des Selbstverständlichen, S. 57)

Warum gerade Feldenkrais® ?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Körperliche und geistige Beweglichkeit

Körperliche und geistige Beweglichkeit als passende und - wörtlich - sinnvolle Reaktion auf sich verändernde Lebensumstände in jedem Alter - wer wünscht sich das nicht! Feldenkrais® entschleunigt und belebt zugleich, verhilft zu klarer Körperorganisation, Orientierung im Raum, zu funktionaler Beweglichkeit und Stabilität. Nach und nach können Sie dem Schmerz den Rücken kehren.
Mit leichten, ungewöhnlichen Bewegungen hilft Feldenkrais®, eingefleischte (Bewegungs-)-Gewohnheiten aufzulösen und neue Muster zu entwickeln. Diese Bewegungslehre und somatische Lernmethode nach dem israelischen Atomphysiker, Kampfsportler und Forscher Dr. Moshé Feldenkrais ist hilfreich bei Haltungsproblemen, Bewegungseinschränkungen, Stress und Schmerzen. Sie steigert die Lernfähigkeit, die Konzentration und die Kreativität und ermöglicht das Bewusstwerden von einengenden Gewohnheiten und Sichtweisen.
Insbesondere Kindern hilft die Methode, spielerisch ihr Aufmerksamkeitspotenzial zu entdecken und ihre motorische Entwicklung zu fördern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Qualität und Quantität

Qualität statt Quantität, Bewußtheit und Gewohnheit.
Dehnen, Strecken und Training im Sinn automatisierter vielfacher Wiederholungen sind bei Feldenkrais® nicht gefragt. Angesagt bei dieser Art von Bewegung ist vielmehr der Gebrauch und die Erweiterung einer dem Menschen ureigenen Eigenschaft: der Bewusstheit.
Dr. Moshé Feldenkrais: "Wenn du weißt, was du tust, kannst du tun, was du willst."
Feldenkrais® setzt da an, wo Selbstveränderung beginnt: Im Kopf. So verschafft sich, wer die Methode praktiziert, nicht nur den ersehnten und oft vergessenen Bewegungsspielraum durch bewusst ausgeführte, leichte Bewegungen, oft am Boden liegend. Wesentlich verhilft die Methode auf diese Weise zum Lernen und Einüben von „Bewusstheit durch Bewegung“. - Und über die Neuorganisierung der entsprechenden „Verdrahtungen“ im Gehirn wiederum zu tatsächlich nachhaltiger Verbesserung von Bewegung. M.F. zur Rolle der Bewusstheit: „Systematik und Bewusstheit sollten einem jeden ein Mittel sein, sämtliche Gebiete menschlicher Tätigkeit prüfend zu überblicken und sich den Platz zu finden, der seiner Art entspricht und auf dem er frei atmen und handeln kann.“
Der Kern dieser Art von lernen ist das Wahrnehmen feiner Unterschiede. Unsere Gehirne lieben Veränderung und das Gewahrwerden derselben. Unterschiede wahrnehmen im eigenen Tun heißt lernen. So lernt ein Baby. Es probiert alle möglichen Varianten seines Handelns. Es erkundet die leichten, angenehmen ebenso wie die umständlichen. Lernen und spielen sind eins.
Im Lauf unseres Lebens verliert sich diese Art des Lernens, Forschens, Erkundens oft. Lebensgewohnheiten und erpobte Verhaltens- und Bewegungsmuster nehmen deren Platz ein. Das macht zum einen Sinn. Wir würden verrückt, wenn wir auf Gewohnheiten verzichten müssten und jedesmal neu durchdenken, wie wir ein Auto starten, eine Kaffeemaschine bedienen oder eine Treppe hinuntersteigen.
Kommt es jedoch zu Veränderungen in den Lebensbedingungen - und das geschieht vielfach durch veränderte Tätigkeiten, durch Krankheiten, durch veränderte Beziehungen, Ortswechsel usw. - dann erweisen sich eingefleischte Gewohnheiten als Hindernisse für Weiterentwicklung. Es sei denn, sie werden erkannt und genutzt für die Entwicklung neuer und passender Lösungen. Dabei hilft Feldenkrais®.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Erfahrungsbericht

Eine gewöhnliche und zugleich seltsame Entdeckung machte ich mit ungefähr fünfunddreißig. Die Knie zitterten mir beim Kletterwandern am Meer entlang. Unsicherheit und Ängstlichkeit machte sich breit, ich merkte und war mehr erstaunt als schockiert: „ich kann's einfach nicht mehr.“ Einen konkreten Grund konnte ich nicht ausmachen, freilich, ein langes Jahr hatte ich keine Gelegenheit zu dieser Lieblings-Urlaubsbeschäftigung gehabt, hatte ebensoviel Stress und Erfüllung im Job und im Leben wie die meisten Leute auch. Nichts besonderes.

Eigentlich bin ich beweglich. Man hatte mich als Kind früh in den örtlichen, kostengünstigen Turnverein geschickt, da gab's Geräteturnen im Winter und Leichtathletik im Sommer- eine unschätzbare Prägung, wie ich heute weiß. Die erlernte funktionale Beweglichkeit und Freude an Bewegung konnte ich mir lange Jahre bewahren für den Alltag, auch als ich jahrzehntelang keinen Sport mehr trieb.

Ich fand mich also damit ab, dass Felsenhüpfen „in meinem Alter“ nicht mehr angesagt, womöglich sogar kindisch war - und ließ es sein.
Inzwischen hatte ich mit dem Laufen begonnen, nachdem mir ein „Glücksfall von Arzt“ zur Mitgliedschaft im Lauftreff geraten hatte. Dort konnte ich in mehr oder weniger ehrgeiziger Gemeinschaft nach und nach lernen, eine Stunde und mehr zu joggen. Irgendwie.
Eine Reihe schmerzhafter Einschränkungen in Wechselwirkung mit ständiger Arbeit am PC hatten mir mittlerweile die Lebensqualität beeinträchtigt und ich war froh, mit knapp 40 Jahren wieder mit Sport zu beginnen, noch dazu draußen und bei jedem Wetter.

Aber auch das Laufen erwies sich als immer mühsamer. Ehrlich, ich quälte mich ganz schön. Und mit allem.
Gewohnt, nicht aufzugeben, dranzubleiben, durchzuhalten, diszipliniert zu sein und mit einem starken Willen ausgestattet (alles Eigenschaften, die ich nach wie vor für wichtig und sinnvoll halte), merkte ich lange Zeit den Holzweg nicht, auf dem ich ich mich bewegte.
Ich hatte mehr oder weniger aufgehört, nach dem „wie“, nach der Qualität meines Handelns in Bewegung zu fragen. Maßstab war tendenziell: entweder etwas funktioniert oder es funktioniert nicht. Beziehungsweise etwas funktioniert „gut“ oder „schlecht“. So lernte ich regelrecht ein verhängnisvolles Ausweichen vor Selbst-Verbesserung.

Zum Glück ist Neugierde menschlich und angeboren...
… irgendwann beobachtete ich beim Laufen, dass eine winzige Änderung in der Haltung des Kopfes, der Blickrichtung, des Kinns beim Laufen eine andere Atmung nach sich zog, eine Aufrichtung und Entlastung des unteren Rückens. Das Ganze fühlte sich leicht an.
Ziemlich ermutigt, systematisierte ich diese zufällige Beobachtung. Begann bewusst wahrzunehmen, wie jeweils mit einer kleinen Veränderung eines einzelnen Teils, zum Beispiel der Art, wie die Sohle den Boden berührt, eine Änderung der ganzen Organisation einhergeht.
Noch weit entfernt von jeder wissenschaftlichen Untersuchung meines Laufstils und ohne die geringste Ahnung von Feldenkrais® entdeckte ich Möglichkeiten, unter denen sich das Joggen völlig unangestrengt anfühlte – und viele andere Aspekte des Laufens.

Damit hatte ich wohl ein wesentliches Prinzip kapiert: taucht mir ein Hindernis auf, will ich's erst mal wirklich konkret kennenlernen. Das ist ganz anders und viel sinnvoller, als das Hindernis pauschal zu beklagen und dann blind dagegen anzurennen - oder aufzugeben.
Im nächsten Jahr begann ich wieder mit mit „Kletterwandern“ am Meer.

Ein paar Jahre später mit Feldenkrais® - nun wollte ich's genau wissen. Während einer 4-jährigen gründlichen Ausbildung zur Feldenkrais-Lehrerin lernte ich, meine unmittelbare Erfahrung mit der Feldenkrais-Lehre zu durchdringen, welche selbst widerum eine untrennbare Wechselwirkung von theoretischen Kenntnissen über funktionale Integration und über Bewusstheit durch Bewegung mit praktischer, auf das Individuum bezogene Anwendung darstellt.


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Feldenkrais und Wellness

Feldenkrais® ist keine Entspannungsmethode - obwohl die meisten Leute während und nach einer Feldenkrais-Lektion sehr entspannt sind. Warum ich das besonders betone? Nicht nur deshalb, weil ich persönlich Feldenkrais® eher als Abenteuer wahrnehme.
Ich finde, wir haben heute mit enormen gesellschaftlichen Belastungen des Alltags zu tun. Dieser Alltag macht Leute auf unterschiedlichste Weise kaputt, bringt die einen an den Rand der Erschöpfung, zwingt die anderen zur Tatenlosigkeit - logische Konsequenz aus den gegebenen gesellschaftlichen Verhältnissen.
Zugleich nimmt sich eine boomende Wellness-Industrie der geplagten Menschen an. Sie kommt dem berechtigten Verlangen nach Entspannung und Ruhe inzwischen auf eine ebenso professionelle wie profitträchtige Weise nach. Nichts gegen „mal abschalten“! Aber nun ganz ketzerisch: Entspannung steht Veränderung immer dann im Weg, wenn sie mit jener duldsamen Passivität verbunden ist, die man uns gemeinhin gerne zubilligt.
Mein Fazit: in der Praxis hat Feldenkrais® eine Reichweite von mentalem Wegdriften während einer Lektion bis hin zu hellwacher schöpferischer Aufmerksamkeit. Alles ist „richtig“. Das Prinzip der Methode ist jedoch immer das Lernen. Dafür schafft sie entspannte Bedingungen. Geht dies nicht weit über das hinaus, was wir von Entspannungsmethoden und „Wellness“ erwarten?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bewegung und Menschwerdung

"Der Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen" wurde schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts von Friedrich Engels in seinem Werk „Dialektik der Natur“ untersucht: „...So ist die Hand nicht nur das Organ der Arbeit, sie ist auch ihr Produkt. Nur durch Arbeit, durch Anpassung an immer neue Verrichtungen, durch Vererbung der dadurch erworbenen besonderen Ausbildung der Muskel, Bänder, und in längeren Zeiträumen auch der Knochen, und durch immer erneuerte Anwendung dieser vererbten Verfeinerung auf neue, stets verwickeltere Verrichtungen hat die Menschenhand jenen hohen Grad der Vollkommenheit erhalten, auf dem sie Raffaelsche Gemälde, Thorwaldsensche Statuen, Paganinische Musik hervorzaubern konnte...“
Damit erkannte er eine evolutionäre Entwicklungsrichtung, die der „Handhabung“, der Bewegung selbst eine primäre Bedeutung beimisst und die Entwicklung des menschlichen Gehirns, des Geistes in untrennbaren Zusammenhang dazu stellt - eine Revolutionierung des Denkens jener Zeit.
Nach Jahrhunderten der postulierten Vorrangigkeit des Geistes und der Geringschätzung des Körpers, überhaupt des 'Materiellen', ist gegenwärtig zwar wissenschaftlich die grundlegende Einheit von Körper und Geist wieder unumstritten.
Jeder weiß, dass oft die Psyche mitspielt, wenn Rückenschmerzen sich in Röntgenbildern als Bandscheibenschäden widerspiegeln. Von einer wirklich dialektischen Einheit sind wir heute aber aus vielerlei Gründen weit entfernt. Erst nach und nach erschließt sich das weite Feld der Bedeutung von Bewegung für die Entwicklung von mathematischem Verständnis, von Sprache, von sozialer Kompetenz usw.
Moshé Feldenkrais war ein Vordenker der modernen Hirnforschung und griff in seiner Methode die Rückwirkung von Bewegung auf die Entwicklung des ganzen Menschen auf: „Dass wir für die Verbesserung unser selbst die Bewegung wählen, hat folgende Gründe: a) Das Nervensystem ist vorwiegend mit Bewegung beschäftigt.... g) Bewegung ist die Grundlage der Bewusstheit. Von dem, was in einem vorgeht, bleibt ihm das meiste dumpf und verborgen, bis es die Muskeln erreicht. Was in ihm geschieht, erfährt er, sobald seine Gesichtsmuskeln, sein Herz oder seine Atmungsmuskulatur sich zu einer Gestalt organisieren, die wir als Furcht kennen, als Lachen oder als sonst ein Gefühl.... Da nun die Strukturen im Gehirn, in denen Gefühle und Denken vor sich gehen, der motorischen Region der Gehirnrinde sehr nahe sind, und da im Gehirn Erregungen und Impulse dazu neigen, sich auszubreiten und auf benachbarte Gewebe überzugreifen, wird eine drastische Veränderung der motorischen Region parallele Wirkungen aufs Denken und Fühlen haben. Eine grundsätzliche Änderung in der motorischen Grundlage jeder beliebigen Integrationsfigur wird daher den Zusammenhalt des Ganzen zerstören und dadurch dem Denken und dem Gefühl den Halt entziehen, den sie an den Konfigurationen oder Schemen ihrer einmal festgelegten Routine hatten. In diesem Zustand ist es viel leichter, Änderungen im Denken und Fühlen herbeizuführen: die Muskulatur, durch die einer sich seines Denkens und Fühlens bewusst wird, hat sich geändert und drückt nun nicht mehr die Ordnungsschemen aus, die ihm bis dahin geläufig waren. Gewohnheit hat ihre stärkste Stütze, die Stütze der Muskeln verloren. Jetzt lässt sie sich ändern.“

 

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